Vom 17. bis 21. Mai im Bündner Ort Vicosoprano im Bergell. Um euch einen Einblick zu geben und etwas „glustig“ zu machen haben wir einen Lagerrückblick aus früheren Jahren hervorgesucht.

In der Villa Pia in Vicosoprano wird man noch vom Hahn geweckt. Nicht immer ganz zuverlässig zu der gewünschten Uhrzeit, aber das mit den Uhrzeiten ist im Kindergottesdienstlager jedes Jahr eine eigene Sache – «Um halb sieben gibt es Abendessen, und halb sieben ist, wenn wir euch sagen, dass halb sieben ist!» – die Worte klingen für die alteingesessenen Lagerteilnehmerinnen nur zu vertraut. Dabei beschreiben sie nur allzu gut das Gefühl von Auffahrt: Da steht die Zeit manchmal still.

Das Auffahrtslager setzt sich aus tausend kleinen Momenten zusammen, die mein Leben reicher machen.

Jeden Morgen pünktlich um zehn vor acht steht Tobias an der Kaffeemaschine. Er nickt zum Gruss, schliesst die Musik an und macht Espresso. Eine kleine Schlange bildet sich, jeder formuliert mit vor Schlaf schwerer Stimme seinen Wunsch. Jeder Wunsch wird erfüllt.

Auf der Wanderung nach Soglio begegnen wir einer Frau. Sie sitzt mit ihrer Staffelei auf einem Feld und skizziert das Dorf. Den Kirchturm, die steinernen Dächer der Häuser, die verwinkelten Gassen, soweit sie von hier zu sehen sind. Und die Berge. Die Berge, die majestätisch hoch in den Himmel ragen. Es scheint fast unwirklich, dass man ihre Gipfel so klar sehen kann. Es scheint wirklicher, dass dort oben der Sitz der Götter ist.

Wir stehen vor dem Wasserfall. Mahdi hält mich am Arm fest, weil er nicht will, dass mich das Getöse des Wassers fortreisst. Wir beide lachen und ich möchte ihm sagen, dass sowieso nichts passieren kann, weil wir alle zusammen sind und kein Getöse der Welt uns auseinanderreissen kann.

Valentina lehrt einer kleinen Gruppe die Grundschritte des Lindy-Hopp, nachdem Julia den Wunsch geäussert hat, zu «lollypoppen!» Jürg macht auch mit und Naeem. Keine zwei Tanzpartner können sich in die Augen sehen und niemand scheint ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl zu besitzen.

Bei der Nachtwanderung verteilt Anouk Leuchtstäbe. Die Lichter tanzen an Handgelenken durch den finsteren Wald. Parisa erzählt von der Flucht aus Afghanistan. Damals mussten sie und ihre Familie ebenfalls lange durch einen dunklen Wald wandern. Damals hatten sie Angst, es war gefährlich. Heute Abend haben sie und ihre Brüder keine Angst. Wie auch – jeder Mensch hier ist ein kleines tanzendes Licht.

Der Gottesdienst am letzten Morgen. Der Hahn hat versagt, Tobias stand nicht pünktlich an der Kaffeemaschine. Vielleicht hat er gespürt, wie die Welt uns doch eingeholt hat. Viele kleine Stimmen melden sich für die Fürbitten. Gott möge die Verfolgten beschützen. Gott möge bei den Familien der Verlorenen sein. Danke, Gott, für die Tage.

Im kleinen Kreis auf der Lichtung hinter dem Haus haben wir uns über Glauben unterhalten. Gibt es einen Gott? Und ist er so, wie er in der Bibel beschrieben wird? Ein Fürst, ein König? Wir waren uns nicht einig. Aber ich denke, wir spürten ihn in unserer Mitte. Ich denke, er war in den Bergen, wenn das Licht sich golden auf sie legte. Ich denke, er war in der Kirche, zu der unsere Nachtwanderung führte. Ich hörte ihn in unseren Liedern und in unserem Lachen, und ich glaube, ich hörte ihn im Krähen des Hahns.

Original verfasst von: Noemi Harnickell

Auffahrts- und Sommerlager (kirchen-nordquartier-bern.ch)

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